Starkregen im Landkreis Amberg-Sulzbach

Datum: 21. Mai 2024 um 16:50 Uhr
Einsatzart: THL 1
Einsatzort: Landkreis AS
Einheiten: FG Drohne, UG-ÖEL


Einsatzbericht:

Die Unwetterprognosen waren vom DWD (Deutschen Wetterdienst) bereits am Dienstagvormittag eingegangen. Am Dienstag gegen 16:50 Uhr erreichte das Unwetter den Landkreis Amberg-Sulzbach. Die ersten Meldungen von hilfeersuchenden Mitbürger gingen im westlichen Landkreis (Birgland, Illschwang, Neukirchen) mit überschwemmte Straßen und vollgelaufenen Keller bei der ILS Oberpfalz-Nord Betriebsstätte Amberg ein.

In Schwend wurden Kanaldeckel entfernt, damit das Wasser schneller ablaufen konnte.

 

Aufgrund der Anzahl an Einsätzen wurde die Abschnittsführungsstelle (AFS) im Gerätehaus Illschwang besetzt und von dort aus wurde die Abarbeitung der Einsatzstellen koordiniert. Im Gemeindebereich Birgland wurde das Rathaus als „Abschnittsleitung“ umfunktioniert. Das nachalarmierte THW Sulzbach-Rosenberg sorgte hier mit rund 300 Sandsäcken für Unterstützung, um die Keller vor weiteren Wassermassen zu schützen.

Das THW Sulzbach-Rosenberg unterstützte mit Sandsäcken.

 

Kreisbrandmeister Thorsten Jobst (Kommandant Feuerwehr Illschwang) und Kommandant Michael Melzer (Feuerwehr Schwend) koordinierten mit ihrer Mannschaft die rund 15 Einsätze in diesem Gebiet. Hier waren die Feuerwehren Illschwang, Schwend, Fürnried, Poppberg, Frechertsfeld, Dietersberg, Brunn und Lauterhofen. Von Seiten der Kreisbrandinspektion waren KBI Hans Sperber und KBM (Katastrophenschutz) Michael Werner im Einsatz. Birglands Bürgermeisterin Brigitte Bachmann-Mühlinghaus machte sich ebenfalls ein Bild vor Ort.

Während die Einsätze in den Gemeindegebieten Birgland, Illschwang und Neukirchen am Abklingen waren gingen Meldungen bei der Leitstelle über einen überschwemmten Marktplatz in Kastl ein. In diesem Bereich wurde innerhalb kürzester Zeit ein Niederschlag von 100 Liter pro Quadratmeter gemessen, teilten die Bürger vor Ort mit. Schnell bestätigte sich diese Lage in der Marktgemeinde Kastl und die Strömung war enorm, sodass mehrere Fahrzeuge und ein kleiner Lieferwagen über den Marktplatz in die Lauterach geschwemmt wurden. Ein unterirdischer Kanal, welches das Oberflächenwasser von rund 23 km² in die Lauterach abfließen lassen sollte, bewältigte diese Unmengen an Wasser nicht weshalb sich das Oberflächenwasser den natürlichen Weg über den Marktplatz ersuchte. Aufgrund dieses Szenarios entschied man sich im Einvernehmen mit dem Landratsamt Amberg-Sulzbach einen örtlichen Einsatzleiter einzusetzen. Kreisbrandrat Christof Strobl wurde vom Landratsamt nach Artikel 15 Bayerisches Katastrophenschutzgesetz bestätigt.

Erste Lagebesprechung im Feuerwehrgerätehaus Kastl.

 

Um den Einsatz gezielt zu koordinieren, wurde am Feuerwehrgerätehaus Kastl die Einsatzleitung, zusammen mit der Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung eingerichtet. Einsatzleiter der Feuerwehren Kreisbrandinspektor Armin Daubenmerkl gliederte den Einsatz in zwei Einsatzabschnitte, welche vom 1. Kommandanten der Feuerwehr Kastl Fabian Nemetschek und Kreisbrandmeister Alexander Graf geführt wurden. Umgehend wurde das THW-Amberg und Schwandorf, sowie die Wasserwacht samt DLRG nachalarmiert. Der erste Einsatzabschnitt konzentrierte sich auf den Kern des Marktes und um die Sichtung der betroffenen und teilweise eingeschlossenen Bewohner, welche ihre Häuser nicht verlassen konnten.

Der Kastler Marktplatz war völlig überschwemmt.

 

Der zweite Einsatzabschnitt kümmerte sich um das abfließende Wasser, so dass zusammen mit dem THW sämtliche Störungen beim Wasserablauf entfernt wurden. Zwei Fahrzeuge wurden in der Lauterach rund 300 Meter abgetrieben, welche durch das Technische Hilfswerk geborgen werden konnten. Ein ungesicherter Kleintransporter verkeilte sich an der Brücke am Marktplatz und stellte eine Gefahr dar, dass er durch die reißende Strömung den Ablauf des Wassers behindert und sich dadurch das Wasser, weiter in den Markt zurückstauen würde. Dieses Fahrzeug wurde mittels Seils durch die Strömungsretter der Wasserwacht, dem THW und der Feuerwehr gesichert und am Folgetag geborgen.

Mit einem Seil und einem Bagger wurde der Kleintransporter gesichert.

 

Für Bilder aus der Luft, welche bei diesem Einsatz sehr hilfreich für die Lagebeurteilung waren, sorgte die Fachgruppe Drohne des Landkreises Amberg-Sulzbach. Die Abschnittsführungsstelle Ursensollen verlegte zum Feuerwehrgerätehaus Kastl und agierte als Ansprechpartner für den Einsatzleiter Feuerwehr. Weitere Einheiten der Wasserwacht und der DLRG rüsteten sich umgehend aus und standen bereit, um die Bewohner aus ihren Häusern zu holen und sicherten die tätigen Einsatzkräfte ab. Dieser Fall trat letztendlich nicht ein, somit konnten alle Anwohner in ihren Häusern verbleiben. Das bayerische Rote Kreuz war mit zahlreichen Einsatzkräften und Schnelleinsatzgruppen nach Kastl geeilt.

Zahlreichende Pumpen und Beleuchtungssätze wurden zur Schadensstelle gebracht.

 

Die Polizei stand mit mehreren Streifenwägen bereit um die Feuerwehr zu unterstützen. Neben dem Bürgermeister von Kastl Stefan Braun, war auch Landrat Richard Reisinger und Landtagsabgeordneter Dr. Harald Schwartz nach Kastl gekommen, um sich ein Bild vor Ort von der Lage zu machen. Im Landratsamt Amberg-Sulzbach war die Führungsgruppe Katastrophenschutz zusammengetreten, um die Einsatzkräfte vor Ort zu unterstützen.

„Die Zusammenarbeit aller Organisationen vor Ort, dem Landratsamt und der ILS hat vorbildlich funktioniert. Ich bin sehr froh darüber, dass es keine Verletzten gab!“, so Örtlicher Einsatzleiter und KBR Christof Strobl.

Am Mittwochmorgen hat sich die Situation in Kastl stabilisiert, der Wasserpegel hat abgenommen. Die Feuerwehrkräfte sind vor Ort um noch vereinzelt Keller und Garagen von Wasser und Schlamm zu befreien. Verletzt wurde bei diesem Einsatz niemand.

Am Tag danach sah man immer noch die Fahrzeuge am Rande der Straße stehen.

Stefan Braun (Bürgermeister Markt Kastl), sprach am Tag danach: „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen!“.

Ein Dank geht auch an die Bürgerinnen und Bürger, welche nicht direkt betroffen waren, diese stellten Getränke und Essen für die Einsatzkräfte bereit. Die Leiter der UG-ÖEL KBI Michael Iberer, Michael Gebhardt und KBM Philipp Gebert unterstützten den Örtlichen Einsatzleiter mit ihrer Mannschaft. KBM Florian Schlegel kümmerte sich um die Einsatzdokumentation. Als Fachberater Drohne stand KBM Dominik Ernst dem Einsatzleiter zur Seite. Im Einsatz waren rund 220 Kräfte verschiedenster Blaulichtorganisationen.